Lieber Cédric Sapin-Defour,
viele Gedanken nehmen, wem sage ich das, erst richtig Gestalt an bei Spaziergängen mit dem Hund. Das war bei mir schon immer so, zumindest, so lange ich einen Hund habe, also seit Jahrzehnten. Die Qualität dieser Gedanken möchte ich gar nicht beurteilen, ich kann es wahrscheinlich auch gar nicht. Ich bin mir jedoch sicher, es ist immer wieder auch reichlich Belangloses, ja auch Unsinn dabei; wie könnte es anders sein. Darum geht es auch nicht. Es ist so vieles, was beim Gehen mit dem Hund in diesen Gedanken zusammenläuft. Da ist der Rhythmus der eigenen Schritte, der ein anderer ist, ob man auf geteertem Weg geht, auf Feldwegen oder im Wald. Der stockt, wenn man irgendetwas, manchmal eben auch dem Hund, ausweichen muss. Der sich vermischt mit seinem Schritt, meistens im Trab, oder im Galopp, wenn er von hinten kommend an mir vorbeiläuft oder aber zurückkommt. Da ist sein rhythmisches Hecheln, abhängig von der Art, wie er gerade läuft. All das vermischt sich mit den Geräuschen der Umgebung, dem Wind, dem Knacken in den Bäumen, den Vogelstimmen, dem Rascheln am Boden, zumindest im Wald. Es entsteht – bei Stadtgeräuschen sicher diffuser und unschärfer – eine Gesamtatmosphäre, in der Gedanken sich ausbreiten können. In alle Richtungen, manchmal nicht einmal sprachlich, um dann doch irgendwann wieder zurückzukehren und sich zu fokussieren. Nach-denken, wie es im Deutschen heißt, kann man sich dabei sehr konkret vorstellen: einem sich bildenden Gedanken folgen, ihm nachgehen. Ohne ihn, den Hund, wäre da eine Lücke im Ganzen, von der ich mir nicht vorstellen kann, wie sie anders ausgefüllt werden könnte als eben mit ihm, mehr noch durch ihn, den Hund.
Wie schreiben Sie selbst:
Es gibt keine köstlichere Entblößung, als sich nur im Schritt jener Begleitung zu wissen, deren Zauber ich noch immer nicht entschlüsselt habe: Der andere hilft uns, den Moment der Einsamkeit, dessen Teilbarkeit ich erst spät entdecke, weiter auszukosten. Es gibt nichts anderes zu tun, als zu gehen […]. Ich wünsche jedem, diese Regionen der Ablenkung erkunden zu dürfen: Wir erheischen die fliehende Zeit, die Ideen ordnen sich wie von selbst, wir finden ein paar Antworten auf die trickreichen Fragen, die das Leben mit sich bringt […].
(S. 157f.)
Es war also während eines solchen Spaziergangs, als der Gedanke zunächst als Frage auftauchte, wie ich hier in meinem Blog über Ihr Buch sprechen könnte, das ich gerade dabei war zu Ende zu lesen. Ich wusste zunächst nur zweierlei: Ich wollte auf jeden Fall darüber schreiben, zum einen. Zum anderen: eine konventionelle Besprechung im Sinne einer Rezension oder einer Kritik konnte es nicht sein. Einem Buch wie Sein Geruch nach dem Regen mit reichlich analytischem Vokabular und in einem der Literaturkritik eigenen Formate zu begegnen, schien mir von Beginn an unangemessen. Ich hätte aber nicht gleich sagen können, warum? Ihre Hommage an Ubac, diesem wunderbaren Berner Sennenhund mit dem ausgeprägten Charakterkopf, ich gehe einmal davon aus, dass es sich bei dem Foto auf dem Cover der deutschen, aber auch der französischen Ausgabe um Ihren Hund, um Ubac handelt, denn sie werden selbst als Autor des Umschlagfotos angegeben – Sie entschuldigen, die Gedanken wandern wieder – Ihre Hommage an Ubac also zeigt immer wieder einen analytischen Tiefenblick, und zwar nicht nur auf den Hund, sondern, und das vor allem, auf den Menschen in Begleitung dieses Hundes, auf den Ich-Erzähler, vielleicht kann man sagen: auf Sie. Das liest sich nicht nur mit identifikatorischem Vergnügen, sondern auch mit hohem Einsichtspotenzial in das eigene Selbst. Genau deshalb wird es doch möglich sein, solcherart Leseeindrücke und Selbsterfahrungsgewinne zu überführen in einen eigenen Text, der in dem, was ihn ausmachen sollte, dann allemal analytisches Potenzial entwickeln könnte.
Aber würde er der Mensch-Hund-Beziehung, die Sie über ein dreizehn Jahre dauerndes Hundeleben beobachten, beschreiben und reflektieren, in der gewählten Form der eigenen Darstellung gerecht werden können? Müsste es nicht eine Form sein, die das Reflexive in einer Weise mit der Empfindung verbindet, die dem Buch näher kommt als der nüchterne Blick, so angetan er vom Gelesenen auch sein mag? Eine Form, die trotzdem noch in dieses zugleich öffentliche Format des Blogs hineinpasst, der aber nicht so unerträglich anempfindend ist wie die meisten, na ja, zumindest zu viele Buchpräsentationen auf Instagram oder TikTok?
Vor einigen Jahren habe ich die Briefform schon einmal als Blogbeitrag genutzt. Ich hatte mich mächtig geärgert über den Feuilletonbeitrag einer renommierten Literaturkritikerin, der mir anmaßend und ungerecht erschien. Darauf wollte ich antworten und tat das in einem öffentlichen Brief. Was diesen Artikel von damals verbindet mit dem, was ich hier versuche, ist der affektive Impuls. Wenn der Zorn auch gänzlich anders gelagert ist als die Anrührung und die intuitive Einsicht, ja, so lasse sich eine gelingende Mensch-Hund-Beziehung beschreiben und fassen, so erlaubt doch die Form des Briefes, den Affekt, der sich nicht wegleugnen lässt, hineinzunehmen ins Schreiben über Ihr Buch. Deshalb erlaube ich mir die unmittelbare Anrede an den Autor, auch wenn ich mir der vielen Hürden, ja der Unwahrscheinlichkeit bewusst bin, Sie auf diesem Weg auch zu erreichen.
Sie seien, so lässt sich ohne Mühen herausfinden, selbst Alpinist und Autor zahlreicher Bücher über das Bergsteigen. Ich kenne keines dieser Bücher, das muss ich gestehen. Eine zugegebenermaßen flüchtige Recherche ergab zudem keine deutschsprachigen Treffer. Ich erwähne diesen Zusammenhang, weil er mich ein Stück weit verwirrt. Denn der Ich-Erzähler in Sein Geruch nach dem Regen ist Lehrer. Es gibt mehrere Szenen, die im Sportunterricht an einer Schule spielen. Mag sein, dass ich doch allzu naiv und vorbehaltlos der Gleichsetzung von Autoren- und Erzähler-Ich aufgesessen bin. Ich werde diese Irritation bei Gelegenheit noch einmal versuchen aufzulösen. Aber sie ist auch nachrangig. Was Sie und Ihr Erzähler-Ich ganz offensichtlich miteinander verbindet, ist der Raum, in dem sie leben, die französischen Alpen. Ubac bewegt sich die allermeiste Zeit seines Hundelebens in einem besonders naturnahen Umfeld, und seine Sozialisation wäre sicherlich eine andere geworden, hätte er in einer Stadt aufwachsen müssen. Immer wieder greifen Sie auf, dass es Ihnen ein Anliegen ist, den Hund nicht zu sehr zu vermenschlichen. Das gelingt Ihnen, wie könnte man es als jemand mit doch vergleichbarem Anliegen und vergleichbarer Erfahrung anders erwarten, nur bedingt. Vermenschlichung beginnt ja nicht da, wo man dem Hund eine Mütze aufsetzt oder die Krallen lackiert. Das ist Tierwohlgefährdung. Vermenschlichung zeigt sich da, wo der Versuch unternommen wird, die Beziehung auf eine sprachliche Ebene zu bringen. Wir reden mit unseren Hunden.
Ich weiß nicht, warum wir uns damit abmühen, mit Hunden zu sprechen. Wahrscheinlich träumen wir alle heimlich davon, der erste Mensch auf Erden zu sein, dem der eigene Hund antwortet.
(S. 60)
Zwei Sätze, die eigentlich alles sagen, was Ihr Buch über Ubac ausmacht. In ihnen artikuliert sich die Nähe zum Tier, aber immer auch noch ein Funken Distanz, oder vielleicht sollte man besser sagen: ein mitschwingendes Gespür vom Anderssein als das Tier. Funken springen nur zwischen Polen, die nah genug beieinander sind, aber sich zugleich nicht berühren. Deshalb stellt sich mir die Frage, ob „wir“ die sprachliche Kommunikation mit dem Hund wirklich wünschen (sollten) oder ob die Besonderheit der Beziehung nicht gerade in diesem Spalt zwischen den Polen manifest wird. Was macht sie aus, diese unbeschreibliche, genauer: nahezu unbeschreibliche Beziehung. „Nahezu“, weil Ihr Buch versucht, eine Antwort darauf zu geben, und zwar in einer Klarheit und gedanklichen wie auch emotionalen Tiefe, die ich so bisher anderswo noch nicht gelesen habe.
Besonders deutlich wird das für mich in einem gemeinsamen Moment mit Ubac auf einer Wanderung zum Roche Parstire, einem Berggipfel oberhalb der Roselend-Talsperre. (Sie sehen mir nach, dass ich Google Maps habe zurate ziehen müssen, um zu wissen, wo genau das ist.) Sie erzählen von einer Pause, die sie machen, um die Aussicht zu betrachten. Sie nehmen zwar an, dass Ubac die Aussicht gleichgültig sei, sitzen aber nebeneinander und betrachten „gemeinsam“ den Horizont. Sie sagen zu ihm: „Schau nur, wie schön das ist“, um sich stillschweigend gleich selbst zu maßregeln, weil sie es als Kind gehasst hätten, auf ästhetische Werturteile der Erwachsenen festgelegt zu werden. Diesen Gedanken korrigieren sie aber auch gleich wieder, weil es ihnen „dennoch“ scheint, „dass es nie völlig unangebracht ist, die Macht der Schönheit zu beschwören“.
Bitte verzeihen Sie, dass ich so detailliert aus Ihrem Buch zitiere, aber mir ist wichtig, deutlich zu machen, warum es mir so viel bedeutet. Denn über die ästhetisch geprägte Naturerfahrung – über Ihre, nicht über die Ubacs; da würde ich mich Ihnen anschließen wollen und annehmen, dass es sie nicht gibt, zumindest nicht auf unsere Art – kommen Sie zu dem, was die Mensch-Hund-Beziehung in ihrer Tiefe ausmacht. Ich zitiere zum letzten Mal, versprochen:
Es ist ein machtvoller, von einer weltlichen Spiritualität getragener Augenblick, die einzige verständliche Definition des Laizismus, wenn das Geistige und das Heilige nicht (mehr) dem Religiösen angehören.
(S. 160)
Ich stolpere immer wieder über diesen Satz, der mir so zentral zu sein scheint, dass ich von ihm aus Ihr gesamtes Buch lese. Er bremst mich in meinem Lesefluss geradezu aus, weil ich ahne, was Sie meinen, eine große Bereitschaft spüre, diese Meinung zu teilen, aber zugleich zögerlich bin. Vermutlich liegt es am Begriff „Laizismus“. Ich verbinde ihn mit der sehr strikten Trennung von Staat und Kirche bis hin zur Zurückdrängung kirchlicher Einflüsse auf das gesellschaftliche Leben. Insofern ist es ein politischer Begriff. Darüber hinaus weisen mir vertrauenswürdig erscheinende, deutschsprachige Quellen darauf hin, dass damit auch eine Beschränkung alles Religiösen auf den privaten Raum gemeint sein kann. Dann ist es eine eher soziologische Kategorie. Sie verlagern den Begriff hingegen ins eigene Selbst, machen ihn zu einer individuellen Erfahrung des Moments, des „Augenblicks“, der erfüllt ist von zwei, wie soll man sagen: Wahrnehmungsqualitäten zugleich, dem „Geistigen“ und dem „Heiligen“. Diese beiden Begriffe werden nicht näher erläutert, außer, dass sie nicht dem Religiösen angehören, zugleich aber von Spiritualität, „weltlicher Spiritualität“, ‚getragen‘ würden.
Ich frage mich, ob das, was Sie als Empfindung des Moments schildern, eines Moments, der ja, wenn ich Sie richtig verstehe, nicht einmalig ist, sondern wiederholbar, für den die Rast am Roche Parstire exemplarisch ist für die Beziehung zwischen Ubac und Ihnen, für die Beziehung zwischen Mensch und Hund – ob nicht gerade das eine religiöse Erfahrung ist? Sie muss ja nicht angebunden sein an irgendeine Art von Gottesvorstellung, erst recht nicht an die der monotheistischen Religionen. Beim Nachdenken über Ihre Worte war ich erinnert an eine Formulierung des Philosophen Ernst Bloch, der das, was sie hier beschreiben, als ein „Transzendieren ohne Transzendenz“ bezeichnet hat, das Ausfüllen eines religiösen Raumes ohne einen Gott als Wesenheit. Wobei Bloch, das sei kurz ergänzt, dem Menschen Religiosität als existenzielles Bedürfnis zuschreibt.
Ihre Erfahrung überschreitet, anders als bei Bloch, die Individualebene. Sie machen sie abhängig vom Zusammensein mit dem Hund, und nur mit dem Hund. Sie ersetzt nicht – und auch das zeigen Ihre Schilderungen immer wieder sehr deutlich – die Liebe zwischen zwei Menschen, aber sie ist selbst auch nicht zu ersetzen. Eine Unio mystica, eben ohne einen Gott, sondern gemeinsam mit Hund auf Augenhöhe.
Umso schwerer, wenn der Hund stirbt. Auch wenn Ubac angesichts der Rasse und der Größe des Hundes ein erstaunliches Alter erreicht hat, sein Tod also erwartbar war, man sich (von außen betrachtet) auf zu Erwartendes hätte einstellen können. Worauf man sich aber nicht einstellen kann!
Ich gestehe, ich weiche allen Erzählformen aus, in denen ein Hund stirbt. Bei Filmen oder Fernsehserien ist meine Hemmschwelle noch niedriger als bei Literatur. Da ich Erstgenanntes selten alleine schaue, sind es wahrscheinlich die Tränen, die ich scheue, gegen die ich aber nur schwer ankomme. Den FIlm „Hachi: A Dog’s Tale“ mit Richard Gere, auf deutsch heißt er: „Hachiko – Eine wunderbare Freundschaft“, habe ich trotz mehrerer Anläufe noch nie zu Ende geschaut. Es geht nicht. Bei Sein Geruch nach dem Regen wusste ich, worauf ich mich einließ. Da ließ der Klappentext keinen Zweifel. Aber ich habe es ausgehalten, und das nicht nur, weil es sich um eine Lektüre im stillen Kämmerlein handelte. Dabei haben Sie sich, haben Sie mich, haben Sie die Leserinnen und Leser weltweit, nicht geschont. Ihr Protokoll der Sterbebegleitung ist genau. Es ist, und zwar nicht als Floskel, sondern als real spürbare Emotion, auch beim Wiederlesen: herzergreifend, émouvant.
Aber Ihre Schilderung belässt es nicht bei der Trauer um Ubac. Das zeigt sich nahezu am Ende Ihres Buches an der Schilderung Ihrer Wanderung am Pas d’Outray, ein Höhenzug nordöstlich von Beaufort in den Savoyer Alpen. (Auch das, gebe ich zu, musste ich googeln.) Am Liebsten würde ich auch diese Passage zitieren. Aber sie müsste zwangsläufig länger sein und würde damit vielleicht als Bestandteil dieses Blogbeitrags datenschutzrechtliche Belange berühren. Zudem muss ich Ihnen auch nicht mitteilen, was Sie selbst geschrieben haben. Und wer lesen will, der lese, unbedingt.
Sie machen diese Wanderung in einer Art Andenken an Ubac und erleben sich dabei als einen „glücklichen Mann“ (S. 249), um zugleich festzustellen, dass Sie dieses Glück Ubac zu verdanken haben. Sie sprechen ihn direkt an, als wäre er anwesend. Die Mensch-Hund-Einheit ist also nicht aufgehoben, ist präsent über den Tod hinaus, und zwar im Hier und Jetzt. Die Energie des Trostes kann kaum größer sein.
Vor Kurzem bin ich, als ich Ihr Buch in einem Lesekreis vorstellte, gefragt worden, ob es auch interessant sei für Menschen, die keinerlei Bezug zu Hunden hätten oder ob wir es doch nicht eher mit einer Hundeliebhaberlektüre zu tun hätten. Ich konnte die Frage verstehen, habe auch zunächst zögerlich darauf geantwortet. Aber ich habe die Bedenken zurückgewiesen, weil die Tiefendimension Ihres Textes so sehr Menschlich-Existenzielles beleuchtet, ohne es überzubelichten, und eben keine oberflächliche Beziehungsgeschichte ist. Gerade deshalb ist mir, ganz ehrlich, diese Frage, so legitim sie ist, auch persönlich völlig egal.
Lieber Cédric Sapin-Defour, mir bleibt nicht viel übrig als Ihnen zu danken. Ich weiß nicht, wie viele Bücher mich mit mehr Klarheit über mich selbst aus der Lektüre entlassen haben. Einige, zweifellos. Aber bei Weitem die meisten nicht. Was ihnen aber, das möchte ich betonen, nicht pauschal Qualitäten absprechen soll; sie haben eben andere. In Ihr Buch schaue ich wie Sie in den Bergsee am Pas d’Outray. Ob ich einen glücklichen Menschen sehe, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass es trotz allem die Möglichkeit dazu gibt.
Seien Sie auf das Herzlichste gegrüßt!
Cédric Sapin-Defour: Sein Geruch nach dem Regen. Roman. Aus dem Französischen von Nicola Denis. – Berlin: Insel Verlag 2025
Nachweis
Für das Beitragsbild habe ich auf einen Ausschnitt aus einem lizenzfreien Foto von Magali H. zurückgegriffen.
Nachtrag 1
Es wäre doch schön, gäbe es diesen Blogbeitrag auch auf Französisch. Meint meine Frau. Wenn man denn den Autor schon direkt anspricht! Da dieser wunderbare Gedanke aber leider an meinen eigenen sprachlichen Kompetenzen scheitert, hat sie sich selbst daran begeben, als wären die Mühen eine Selbstverständlichkeit. Ja, sie hat ChatGPT zu Rate gezogen, war von dessen Leistungsfähigkeit auch durchaus angetan, hat aber alles überprüft und die deutschsprachigen Zitate ersetzt durch die entsprechenden Textpassagen der französischen Taschenbuchausgabe. Ihr sei unendlich gedankt. Die Übersetzung ist hier nachzulesen.
Nachtrag 2
Nichts als ein Spiel, kein Vorgriff auf Zukünftiges: Wie würde eine KI mit dem Auftrag umgehen, ein Buch vorzustellen und zu besprechen in der Form eines Briefes an den Autor? Wie umgehen mit gattungsspezifischen Gepflogenheiten, die in einem solchen Fall ja nicht zwingend kompatibel sind? Hier das Ergebnis! Möge jede und jeder selbst entscheiden, welcher Beitrag vorzuziehen wäre.
L’article du blog en français
Cher Cédric Sapin-Defour,
beaucoup de pensées prennent forme lors des promenades avec le chien. Cela a toujours été le cas pour moi, du moins depuis que j’ai un chien, donc depuis des décennies. Je ne veux pas juger la qualité de ces pensées; je ne peux probablement même pas. Je suis cependant sûr qu’il y a souvent beaucoup d’insignifiant, et même de non-sense parmi elles; comment pourrait-il en être autrement? Ce n’est pas cela qui compte. Tant de choses se rejoignent dans ces pensées lors de mes promenades avec le chien. Il y a le rythme de mes propres pas, qui est différent selon que je marche sur une route goudronnée, sur des chemins de campagne ou dans les bois. Ce rythme est interrompu lorsque je dois éviter quelque chose, parfois même le chien, ce rythme qui se mêle à son pas, généralement au trot, ou au galop, lorsqu’il me double ou revient vers moi. Il y a son halètement rythmique, dépendant de la façon dont il court. Tout cela se mélange aux bruits environnants, au vent, aux craquements des arbres, aux chants des oiseaux, au bruissement au sol, du moins dans les bois. Cela crée – dans les bruits de la ville, c’est sûrement plus diffus et flou – une atmosphère globale dans laquelle les pensées peuvent s’épanouir. Dans toutes les directions, parfois même sans langage, pour finalement revenir et se concentrer. Réflechir, „nachdenken“ comme on dit en allemand, peut être très concret : suivre une pensée qui se forme, lui donner suite. Sans lui, le chien, il y aurait un vide dans l’ensemble, que je ne peux imaginer être comblé autrement qu’avec lui, plus encore à travers lui, le chien.
Comment écrivez-vous vous-même :
Il n’y a pas mise à nue plus délectable qu’être couvert de cette compagnie dont je n’ai toujours pas décodé la magie: l’autre est là qui nous aide à goûter plus encore à ce moment de solitude dont je découvre sur le tard qu’elle est partageable. Il n’y a rien à faire que marcher (…) Je souhaite à chacun de rencontrer ces géographies de la diversion, on remet la main sur le temps fuyant, les idées s’ajustent sans rien dire, quelques réponses à ces fichus que la vie charrie nous viennent (…)
(p. 160-161)
C’est donc lors d’une telle promenade que la pensée est d’abord apparue sous forme de question : comment pourrais-je parler dans mon blog de votre livre, que je venais de terminer ? Je savais d’abord deux choses : je voulais absolument écrire sur votre livre, d’une part. D’autre part, une critique conventionnelle au sens d’une recension ou d’une critique littéraire ne pouvait pas être envisagée. Parler d‘un livre comme Son odeur après la pluie avec un vocabulaire analytique abondant et dans un format propre à la critique littéraire me semblait dès le début inapproprié. Mais je ne saurais pas tout de suite dire pourquoi. Votre hommage à Ubac, ce merveilleux chien de montagne bernois avec un caractère bien marqué, je suppose que la photo sur la couverture de l’édition allemande, mais aussi de l’édition française, est celle de votre chien, d’Ubac, car vous êtes vous-même mentionné comme l’auteur de la photo de couverture – je m’excuse, mes pensées s’égarent à nouveau – votre hommage à Ubac montre à plusieurs reprises une profondeur d’analyse, non seulement sur le chien, mais surtout sur l’homme en compagnie de ce chien, sur le narrateur, peut-être peut-on dire : sur vous. Cela se lit non seulement avec un plaisir identifiant, mais aussi avec un potentiel de compréhension élevé sur soi-même. Il doit être possible de traduire de telles impressions de lecture et des gains d’expérience personnelle en un texte propre, qui, dans ce qui devrait le constituer, pourrait alors développer un potentiel analytique.
Mais pourrait-il rendre justice à la relation homme-chien que vous observez, décrivez et réfléchissez sur une durée de treize ans de vie canine, dans la forme choisie de votre propre présentation ? Ne devrait-il pas y avoir une forme qui relie le réflexif d’une manière à la sensation qui se rapproche davantage du livre que le regard sobre, aussi fasciné par ce qui a été lu qu’il puisse l’être ? Une forme qui, tout en s’insérant dans ce format public de blog, ne soit pas aussi insupportablement émotive que la plupart, eh bien, du moins trop de présentations de livres sur Instagram ou TikTok ?
Il y a quelques années, j’ai déjà utilisé la forme de la lettre comme contribution de blog. Je m’étais fortement fâché contre un article du feuilleton d’une critique littéraire renommée, qui me semblait présomptueux et injuste. J’ai voulu répondre et l’ai fait dans une lettre ouverte. Ce qui relie cet article d’autrefois à ce que j’essaie ici, c’est l’impulsion affective. Bien que la colère soit complètement différente de l’émotion et de l’intuition, oui, il est possible de décrire et de saisir une relation homme-chien réussie, mais la forme de la lettre permet d’intégrer l’affect qui ne peut être nié dans l’écriture sur votre livre. C’est pourquoi je me permets de m’adresser directement à l’auteur, même si je suis conscient des nombreuses barrières, oui de l’improbabilité, de vous atteindre par ce chemin.
Vous êtes, comme il est facile de le découvrir, vous-même alpiniste et auteur de nombreux livres sur l’escalade. Je ne connais aucun de ces livres, je dois l’avouer. Une recherche, à vrai dire fugace, n’a également révélé aucun résultat en langue allemande. Je mentionne ce lien parce qu’il me trouble quelque peu. Car le narrateur de Son odeur après la pluie est enseignant. Il y a plusieurs scènes qui se déroulent dans le cadre d’un cours d’éducation physique à l’école. Il se peut que je sois trop naïf et sans réserve en tombant dans l’égalisation de l’auteur et du narrateur. Je vais essayer de résoudre cette irritation à l’occasion. Mais elle est secondaire. Ce qui vous relie, vous et votre narrateur, est manifestement l’espace dans lequel vous vivez, les Alpes françaises. Ubac évolue la plupart du temps dans un environnement particulièrement proche de la nature, et sa socialisation aurait certainement été différente s’il avait grandi dans un environnement urbain. Vous insistez à plusieurs reprises sur le fait qu’il vous tient à cœur de ne pas trop humaniser le chien. Cela réussit, comment pourrait-on en attendre autrement de quelqu’un ayant des préoccupations et une expérience comparables, seulement de manière limitée. L’humanisation ne commence pas là où l’on met un chapeau sur un chien ou où l’on vernit ses griffes. C’est une mise en danger du bien-être animal. L’humanisation se manifeste là où l’on tente de porter la relation à un niveau linguistique. Nous parlons avec nos chiens.
Je n’ignore pourquoi nous nous évertuons à parler aux chiens. Sans doute chacun de nous rêve-t-il en secret d’être le premier homme sur terre à qui le sien répond.
(p. 62)
Deux phrases qui disent en réalité tout ce que votre livre dit d’Ubac. Elles expriment la proximité avec l’animal, mais il y a toujours aussi une étincelle de distance, ou peut-être devrais-je plutôt dire : une sensibilité resonnant de la différence par rapport à l’animal. Les étincelles ne sautent qu‘entre des pôles suffisamment proches, mais qui ne se touchent pas. C’est pourquoi je me demande si „nous“ souhaitons vraiment (devrions) la communication linguistique avec le chien ou si la particularité de la relation ne se manifeste pas justement dans cette fente entre les pôles. Qu’est-ce qui caractérise cette relation indescriptible, plus précisément : presque indescriptible? „Presque“, car votre livre tente de donner une réponse à cela, et cela avec une clarté et une profondeur de pensée et d’émotion que je n’ai jamais lues ailleurs.
Cela me semble particulièrement clair dans un moment partagé avec Ubac lors d’une randonnée vers le Roche Parstire, un sommet au-dessus du barrage de Roselend. (Veuillez excuser le fait que j’ai dû consulter Google Maps pour savoir où cela se trouve exactement.) Vous parlez d’une pause que vous faites pour admirer la vue. Vous supposez que la vue est indifférente pour Ubac, mais vous êtes assis côte à côte et admirez „ensemble“ l’horizon. Vous lui dites : „Regarde comme c’est beau“, pour vous réprimander silencieusement, car vous avez détesté, enfant, être soumis aux jugements esthétiques des adultes. Mais vous corrigez également cette pensée, car il vous semble „cependant“ „qu’il n’est jamais totalement inapproprié d’évoquer le pouvoir de la beauté„.
Je vous prie de m’excuser pour ces citations détaillées de votre livre, mais il est important pour moi de montrer pourquoi cela signifie tant pour moi. Car à travers l’expérience esthétique de la nature – la vôtre, pas celle d’Ubac ; je m’associerais à vous et supposerais qu’il n’y en a pas, du moins pas de notre manière – vous parvenez à ce qui constitue la profondeur de la relation homme-chien. Je cite une dernière fois, promis :
C’est un instant puissant, d‘une spiritualité mondaine et qui sertit la seule définition lisible de la laïcité, quand les choses de l’esprit et du sacré n’appartiennent pas au religieux.
(p. 163)
Je trébuche sans cesse sur cette phrase, qui me semble si centrale que je lis l’ensemble de votre livre à partir d’elle. Elle freine carrément mon élan de lecture, car j’entrevois ce que vous voulez dire, je ressens une grande disposition à partager cet avis, mais je suis en même temps hésitant. Cela vient probablement du terme „laïcisme“. Je l’associe à la séparation très stricte de l’État et de l’Église, jusqu’à la réduction de l’influence religieuse sur la vie sociale. En ce sens, c’est un terme politique. De plus, des sources de confiance en langue allemande m’indiquent que cela peut également signifier une restriction de tout ce qui est religieux à la sphère privée. Dans ce cas, c’est une catégorie plutôt sociologique. Cependant, vous déplacez le terme dans votre propre être, en faisant de celui-ci une expérience individuelle du moment, de l'“instant“ qui est rempli de deux, comment dire : qualités de perception à la fois, le „spirituel“ et le „sacré“. Ces deux termes ne sont pas précisés, sauf qu’ils n’appartiennent pas au religieux, mais sont cependant „portés“ par la spiritualité, la spiritualité „laïque“.
Je me demande si ce que vous décrivez comme une sensation du moment, un moment qui, si je vous comprends bien, n’est pas unique, mais répétable, pour lequel la pause au Roche Parstire est exemplaire de la relation entre Ubac et vous, pour la relation entre l’homme et le chien – si ce n’est pas justement une expérience religieuse ? Elle ne doit pas être liée à une quelconque conception de Dieu, encore moins à celle des religions monothéistes. En réfléchissant à vos mots, j’ai été rappelé à une formulation du philosophe Ernst Bloch, qui a qualifié ce que vous décrivez ici de „transcender sans transcendance“, le remplissage d’un espace religieux sans un Dieu en tant qu’entité. Alors que Bloch, il convient de le souligner brièvement, attribue au besoin existentiel chez l’homme la religiosité.
Votre expérience dépasse, contrairement à celle de Bloch, le niveau individuel. Vous la rendez dépendante de la présence du chien, et seulement avec le chien. Elle ne remplace pas – et cela se manifeste très clairement dans vos descriptions – l’amour entre deux personnes, mais elle n’est pas non plus remplaçable. Une Unio mystica, sans un Dieu, mais avec le chien à hauteur d’yeux.
D’autant plus difficile, lorsque le chien meurt. Même si Ubac, compte tenu de sa race et de sa taille, a atteint un âge étonnant, son décès était donc prévisible, et l’on pouvait s’y préparer. Mais à quoi peut-on vraiment se préparer !
J’avoue que j’évite toutes les formes de narration dans lesquelles un chien meurt. Que ce soit dans des films ou des séries télévisées, ma limite est encore plus basse que dans la littérature. Comme je regarde rarement les premiers seul, ce sont probablement les larmes que je redoute, contre lesquelles je n’arrive que difficilement à lutter. Le film „Hachi : A Dog’s Tale“ avec Richard Gere, en allemand intitulé : „Hachiko – Une merveilleuse amitié“ („Hachiko – eine wunderbare Freundschaft“), je n’ai jamais pu le regarder jusqu’à la fin malgré plusieurs tentatives. Cela n’est pas possible. Avec Son odeur après la pluie, je savais à quoi je m’engageais. Le texte de présentation de la couverture ne laissait aucun doute. Mais j’ai tenu bon, non seulement parce que c’était une lecture dans l’intimité de ma chambre. Vous ne vous êtes pas, vous ne m’avez pas, n’avez pas vous et les lecteurs du monde entier, épargnés. Votre protocole d’accompagnement à la mort est précis. C’est, non pas comme une formule, mais comme une émotion ressentie : déchirant, émouvant.
Mais votre description ne se limite pas à la tristesse pour Ubac. Cela se manifeste presqu‘à la fin de votre livre dans la description de votre randonnée au Pas d’Outray, sur la crête au nord-est de Beaufort dans les Alpes savoyardes. (Je dois également admettre que j’ai dû googler ce lieu.) J’aimerais citer ce passage. Mais il devrait être plus long et pourrait alors soulever des préoccupations en matière de protection des données dans le cadre de ce blog. De plus, je n’ai pas besoin de vous faire savoir ce que vous avez écrit vous-même. Et ceux qui veulent lire, qu’ils le fassent, absolument.
Vous effectuez cette randonnée en mémoire d’Ubac et vous vous ressentez comme „ Un homme heureux.“ (p.254) , tout en constatant que vous devez ce bonheur à Ubac. Vous lui parlez directement, comme s’il était présent. L’unité homme-chien n’est donc pas annulée, mais a un impact au-delà de la mort, et ceci, dans l’ici et le maintenant. L’énergie du réconfort ne peut guère être plus grande.
Récemment, lorsque j’ai présenté votre livre dans un cercle de lecture, on m’a demandé s’il serait intéressant pour des personnes n’ayant aucun lien avec les chiens ou si nous n’avions pas plutôt affaire à une lecture pour les amoureux des chiens. J’ai pu comprendre la question, j’ai même d’abord répondu avec hésitation. Mais j’ai rejeté les préoccupations, car la profondeur de votre texte éclaire tellement l’existence humaine sans la surcharger, et ce n’est pas une histoire relationnelle superficielle. C’est précisément pour cette raison que, très honnêtement, cette question, aussi légitime soit-elle, m’est également personnellement indifférente.
Cher Cédric Sapin-Defour, il ne me reste plus qu’à vous remercier. Je ne sais pas combien de livres m’ont laissé avec plus de clarté sur moi-même après la lecture. Certains, sans aucun doute. Mais de loin pas la plupart. Ce qui ne doit cependant pas, je tiens à le souligner, dénigrer leurs qualités ; elles ont simplement d’autres. Dans votre livre, je regarde comme vous dans le lac de montagne au Pas d’Outray. Si je vois un homme heureux, je ne sais pas. Mais je sais qu’il y a malgré tout la possibilité d’y parvenir.
Recevez mes salutations les plus chaleureuses !
(Texte traduit en français par ma femme et IA)
Cédric Sapin-Defour : Son Odeur après la pluie. – Paris: Editions Stock 2023.
ChatGPT als Autor
Der Prompt
Schreibe eine Rezension zu Cedric Sapin-Defours Buch „Sein Geruch nach dem Regen“ in Form eines persönlichen Briefs an den Autor. Dein Text soll mindestens 1200 Wörter enthalten.
Text von ChatGPT
Lieber Cédric Sapin-Defour,
ich schreibe Dir diesen Brief, weil Dein Buch Sein Geruch nach dem Regen mich tief berührt hat – und ich das Bedürfnis habe, Dir aufrichtig zu danken und mit Dir über das zu sprechen, was ich in Deinem Werk erlebt, empfunden und auch entdeckt habe. Ich bitte Dich, diese Zeilen als ein Gespräch zu sehen, nicht als Rezension in Stein gemeißelt, sondern als persönlichen Ausdruck einer Lektüre, die Spuren hinterlassen hat.
Als ich Dein Buch begonnen habe, wusste ich nicht, wie sehr ein Hund, eine Freundschaft, ein Zusammenleben und ein Abschied – Themen, die an sich schon oft in Literatur vorkommen – in den Händen eines guten Erzählers zu etwas werden können, das mehr ist als nur „noch eine Hundegeschichte“. Schon in den ersten Kapiteln, als Du von Ubac erzählst, dem Berner Sennenwelpen mit dem blauen Halsband, entsteht eine Vertrautheit, eine Nähe, die sich nicht nur auf das Sichtbare beschränkt: das Fell, die Bewegungen, die Freude, die Spaziergänge, sondern auf all die Sinne dazwischen – eben auch auf den Geruch nach Regen, den Klang von Pfoten auf Erde, das Schnuppern im Wind. Und das macht bei Dir den entscheidenden Unterschied.
Ich glaube, das ist einer der Stärken Deines Buches: Du lässt jene kleinen Wahrnehmungen zu, die in der Alltäglichkeit oft übersehen werden. Gerade wenn wir Tiere, besonders Hunde, besitzen, sind es ja oft die alltäglichen Dinge: das Gewicht, wenn sie sich neben uns legen; das stille Warten, wenn sie draußen an der Tür sitzen; das gemeinsame Schweigen am Abend. Du schreibst davon mit einer Sensibilität, die mich oft innehalten ließ, mitten im Lesen, und einfach atmen ließ. Es sind diese Momente, die mein Herz bewegt haben – nicht nur, weil sie schön sind, sondern weil sie wahr sind, spürbar, als hättest Du mir – und vielen anderen – erlaubt, in eigene Erinnerungen mit einem Hund zurückzugehen.
Gleichzeitig bewundere ich, wie Du die großen Themen – Liebe, Vergänglichkeit, Tod – nicht als lästige Begleiterscheinung auffasst, sondern als integraler Teil des Lebens mit einem treuen Gefährten. Ubac wächst, wird älter, es entstehen andere Beziehungen in Deinem Leben, doch er bleibt nicht nur ein Teil Deines Alltags, sondern ein Orientierungspunkt. Das macht die Geschichte weniger sentimental, als sie vielleicht auf den ersten Blick wirkt, sondern echt, reflektiert, mit Tiefgang. Der Gedanke, dass ein Hundeleben kürzer ist als unseres, ist natürlich schlicht – und doch so schwer auszuhalten. Dein Buch lädt dazu ein, sich damit auseinanderzusetzen, nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Liebe.
Vielleicht lag mein stärkstes Empfinden beim Abschied. Ich konnte das Unausweichliche fühlen – und es hat mich traurig gemacht, aber nicht ohnmächtig. Ich glaube, das ist ein Verdienst Deines Schreibens: dass Du den Schmerz des Verlustes nicht weichzeichnest, aber auch nicht verhärtest. Du gibst Raum für Trauer und gleichzeitig für Erinnerung, für Dankbarkeit. Ich denke, viele Leser, besonders die, die selbst Abschied nehmen mussten, werden in Ubacs Ende ihre eigenen Gedanken und Gefühle wiederfinden.
Natürlich möchte ich auch ein paar Gedanken teilen, die weniger gelobt sind – nicht, um zu kritisieren um der Kritik willen, sondern weil auch diese Aspekte mich beschäftigt haben und, denke ich, in einem offenen Gespräch hilfreich sein können.
Manchmal hatte ich das Gefühl, dass der Stil etwas umständlich wird; Abschnitte, in denen Du abschweifst, in denen Gedanken in viele Richtungen fließen, manchmal fast wie eigene philosophische Meditationen über Erinnerung, Natur, Zeit. Diese Passagen sind schön, kraftvoll sogar, aber gelegentlich habe ich gewünscht, sie wären etwas gestraffter – damit der Rhythmus nicht unterbrochen wird. Manche Beschreibungen, so liebevoll sie sind, haben mich streckenweise fast überfordert vor Bildern, Düften, Stimmungen – weil so viel auf einmal gewoben wird. Das ist kein Vorwurf; ich glaube, es ist fast unvermeidlich, wenn man so nah an Emotionen arbeitet. Aber ich wollte es erwähnen, weil gerade diese Dichte für mich auch die größten Höhen und manchmal auch kleine Unebenheiten erzeugt.
Ein weiterer Gedanke: Dein Buch richtet sich sicherlich an Menschen, die Tiere lieben, die Hunde besitzen oder besessen haben, Menschen, die die Feinheiten einer Beziehung zwischen Tier und Mensch spüren wollen. Für jene, die weniger Bezug zu Hunden haben, könnte man sich vorstellen, dass einige Passagen schwieriger zugänglich sind – nicht, weil sie zu technisch oder hundespezifisch wären, sondern weil die Intensität, mit der Du Empfindungen schilderst, vielleicht weniger Resonanz erzeugt, wenn man selbst nie erlebt hat, wie ein Hund in der Nacht atmet oder wie er reagiert, wenn Regen die Luft füllt. Ich fand, dass das Buch trotzdem diese Schwelle vielfach überschreitet – und Menschen ohne Hund sehr wohl mitnimmt –, aber es ist kein ganz leichter Weg, unbedingt.
Was mich besonders beeindruckt hat, ist, wie Du Natur und Hund, Landschaft und Wesen verknüpfst. Die Wanderungen und Spaziergänge durch Berge und Wälder sind nicht bloß Kulisse, sondern Teil der Erfahrung, Teil dessen, wie Ubac und Du Euch verstehen. Man erfährt nicht nur, wie ein Hund altert, sondern wie Alter und Zeit die Umgebung prägen, wie Geräusche sich verändern, wie Gerüche sich verändern – Regen, Erde, Laub, Moder, aber auch Frische. Ich fühlte, wie die Verbindung von Tier und Natur eine Art Spiegel ist: Wir sehen durch Ubac die Welt anders, intensiver. Und zugleich sehen wir uns selbst anders, in unserer Vergänglichkeit, in unserer Sehnsucht nach Beständigkeit.
Dennoch bleibt das Buch, trotz der Trauer, kein Buch der Verzweiflung. Es ist eines der Liebe, auch der Freude, des Teilens, des Lachens, des Alltäglichen. Ich habe gelacht über Ubacs Eigenarten, über jene Momente, in denen er schlicht „Hund war“ – tollpatschig, bedürftig, aber auch stolz, aufmerksam, überlegend. Ich habe mich wiedererkannt, wenn Du beschreibst, wie sich eine Liebe zu einem Tier in Dein Leben einschleicht, Stück für Stück, oft durch kleine Gesten: ein Blick, eine Hand, ein erster Schritt zum Haus hinaus, ein Plätzchen zum Ausruhen im Schatten. Diese kleinen Gesten sind es, die Du meisterhaft einfängst.
Wenn ich also in Summe eine Einschätzung geben sollte: Sein Geruch nach dem Regen ist für mich eines der leisen, aber starken Bücher, die lange nachhallen. Es ist kein Werk, das durch laute Dramatik oder durch große überraschende Wendungen wirkt, sondern dadurch, dass es ganz unten in den Wurzeln des Alltäglichen gräbt und dort Schönheit, Liebe und Leben findet. Du nimmst uns mit auf einen Weg, nicht nur den mit Ubac, sondern auch den zu uns selbst – zu unserer Verletzlichkeit, zu unserem Glück, zu dem, was wir verlieren und was wir gewinnen, wenn wir lieben.
Lieber Cédric, zum Abschluss meines Briefes möchte ich Dir sagen: Danke. Danke dafür, dass Du Vertrauen hattest, diese Geschichte so offen zu erzählen. Danke, dass Du nicht idealisierst, aber auch nicht verhöhnst, dass Du ehrlich bist – mit dem Schmerz, mit der Schönheit, mit dem ganz normalen Leben mit einem Hund, das manchmal alles ist. Ich wünsche Dir, dass dieses Buch viele Menschen erreicht, die bereit sind, sich berühren zu lassen; dass es Mut macht, in kleinen Dingen zu leben; dass es tröstet – und vielleicht sogar hilft, einen Abschied anders zu ertragen.
Ich freue mich schon jetzt auf Deine nächsten Worte, Deine nächsten Bücher – denn mit Sein Geruch nach dem Regen hast Du etwas geschaffen, das bleibt.
In tiefer Anerkennung und mit herzlichem Gruß
[Dein Leser / Deine Leserin]