Der Roman beginnt furios, so wie man es von einem Spionagethrilller erwartet, so wie man es aus James-Bond-Filmen kennt. Das Interessante aber ist, dass dieser Spannungscatcher ins Leere läuft. River Cartwright, Agent des britischen Inlandsgeheimdienstens MI5 vermasselt eine Aktion, es kommt zu einer Katastrophe in der Londoner U-Bahn; genauer: es käme zu einer Katastrophe, wäre das Ganze nicht eine Übung gewesen. Das reicht aber, um den Agenten abzuschieben, zu den Slow Horses, den lahmen Gäulen, einer vollkommen sinnlosen Abteilung des MI5, die abgehalfterte Agenten mit ebenso sinnlosen Aufgaben betraut. Chef dieser Abteilung ist Jackson Lamb, der viel weniger eine Hauptfigur ist als der Untertitel suggeriert.
Bis dahin ist das alles unterhaltsam zu lesen, nicht zuletzt weil sich der Roman auf den ersten 50-60 Seiten eher als Anti-Agententhriller entpuppt, der mit dem Genre ironisch spielt. Doch dann werden den Slow Horses in eine Intrige verstrickt, der Thriller entwickelt sich mehr und mehr zum Genreroman – und langweilt zunehmend. Nein, es tut mir leid, der allgemeinen Begeisterung, die den Roman seit seinem späten Erscheinen auf den deutschsprachigen Buchmarkt begleitet, vermag ich nicht zu folgen. Zu langatmig, zu durchschaubar. Die weiteren Bücher dieser Reihe, die sicherlich bald kommen werden, werde ich mit großer Wahrscheinlichkeit liegen lassen.
Mick Herron: Slow Horses. Ein Fall für Jackson Lamb. Aus dem Englischen von Stefanie Schäfer. – Zürich: Diogenes Verlag 2018.