Daniel Kehlmann: Du hättest gehen sollen

Kehlmann, Du hättest gehen sollen

Kehlmanns kurze Erzählung Du hättest gehen sollen hat, glaubt man der Paginierung, 95 Seiten. Der Text endet aber schon vier Seiten vorher mit der dritten Zeile: „Und dabei bin ich erst ganz am“. „Anfang“ wollte der Ich-Erzähler wohl noch in sein Notizbuch schreiben, ist aber nicht dazu gekommen, warum auch immer.… Zum Weiterlesen

Michael Krüger: Der Gott hinter dem Fenster

Michael Krüger, Der Gott hinter dem Fenster

Immer soll es eine Antwort geben am Ende des Lebens, aber es gibt keine. Es ist eine kleinbürgerliche Vorstellung, dass sich etwas vollenden solle, ein feines Kneifen vor der Macht des Zufalls.

„Nein, du irrst“, mag man dem Ich-Erzähler aus der Erzählung Für immer entgegenhalten. „Du irrst, wenn du glaubst, es sei eine kleinbürgerliche Vorstellung.… Zum Weiterlesen

Jan Costin Wagner: Sonnenspiegelung

Kriminalromane sind kein literarischen Genre, in dem Heiterkeit und Freude einen hohen Stellenwert haben. Was mit dieser Aussage als Binsenweisheit daher zu kommen scheint, ist aber dann bemerkenswert, wenn vor deren Hintergrund eine Besonderheit hervorgehoben werden soll. Bei Jan Costin Wagners Kriminalromane um den finnischen Kommissar Kimmo Joentaa liegt diese Besonderheit in ihrer abgrundtiefen Traurigkeit, die sie beim Leser hinterlassen.… Zum Weiterlesen

Sjón: Der Junge, den es nicht gab

Der Junge, den es nicht gab,

  • heißt Máni Steinn, wird aber im Roman durchgängig nur als „der Junge“ bezeichnet,
  • ist im Jahr 1918, in dem die Handlung im Wesentlichen zeitlich spielt, sechzehn Jahre alt,
  • verbrachte seine frühe Kindheit weithin auf einer Leprastation bei Reykjavik und musste erleben, wie seine Mutter an der Krankheit verstarb,
  • wurde dann aufgenommen und liebevoll großgezogen von einer alten Frau, die behauptete, in einem weitläufigen verwandschaftlichen Verhältnis zu ihm zu stehen,
  • wächst in ärmlichen Verhältnissen auf,
  • kommt zu Geld, indem er sich, seiner eigenen homosexuellen Neigung folgend, an Männer prostituiert,
  • ist ausgesprochen fasziniert von einem etwa gleichaltrigen Mädchen, das ein Motorrad fährt; eine Faszination ohne sexuelles Interesse,
  • wird schließlich beim Sex mit einem Mann erwischt und auf dubiose Weise aus Island ausgewiesen,
  • lebt seither in London und kommt 11 Jahre nach seinem Weggang zurück nach Reykjavik.
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