Friedrich Ani: Ermordung des Glücks

Sie stand auf, lächelte flüchtig, nahm das Bierglas
und ging in die Küche. Sie lehnte sich gegen den Kühlschrank
und verbot ihren Gedanken, in Herznähe zu geraten.

Stirbt ein Mensch, stirbt immer auch mehr. Stirbt ein Mensch gewaltsam, stirbt immer auch mehr gewaltsam. Mit großer Eindringlichkeit zeigt Friedrich Anis Ermordung des Glücks, wie weit ein solches Unglück reichen kann.… Zum Weiterlesen

Ein Fontanegedicht zu Weihnachten

An Emilie
Zum 24. Dezember 1891

Noch einmal ein Weihnachtsfest,
Immer kleiner wird der Rest,
aber nehm ich so die Summe,
Alles Grade, alles Krumme,
Alles Falsche, alles Rechte,
Alles Gute, alles Schlechte –
Rechnet sich aus all dem Braus
Doch ein richtig Leben raus,
Und dies können ist das Beste
Wohl bei diesem Weihnachtsfeste.… Zum Weiterlesen

Ian McEwan: Die Kakerlake

Fragmente eines ungehaltenen Gesprächs

Hier und da habe ich das auch gelesen. Es scheint ja auch so zu sein, denn im April erschien in Großbritannien Maschinen wie ich und schon ein halbes Jahr später Die Kakerlake. Aber was heißt das schon? Es wird so getan, als sei die Entstehungssdauer ein Kriterium für einen gelungenen oder eben misslungenen Roman.… Zum Weiterlesen

Martin Walser: Mädchenleben

Werkzusammenhänge und mehr noch Werkentstehungszusammenhänge öffnen häufig den Blick für Fragen, die sich ansonsten so ohne weiteres nicht einstellen. Sie bieten der Leserin oder dem Leser Anregungen zum erweiterten Verständnis des Textes, die im gelingenden Fall mehr sind als bloße Übungen für germanistische oder literaturwissenschaftliche Analyseexerzitien und die nicht alleine interessant sind für eine Lesegemeinde, die sich auf alles stürzt, was ein Autor oder eine Autorin verfasst.… Zum Weiterlesen

Theodor Fontane: Effi Briest

  1. Einführung
  2. Eine später Begegnung
  3. Frühe Uneindeutigkeiten
  4. Vor dem Gespräch
  5. Das Gespräch
  6. Was bleibt
  7. Nachlese

Mein Leben mit Innstetten

Meistens merkt man es ja nicht in dem Augenblick oder in der, relativ gesehen, kurzen Zeitspanne, in der ein Buch gelesen wird, sondern man bemerkt es erst später, dass ein literarischer Text, ein Roman, zu einem Lebensbuch geworden ist.… Zum Weiterlesen

Norbert Scheuer: Winterbienen

Die Authentizität des Geschriebenen zu verbürgen. indem man es reales Geschehen erscheinen lässt, etwa dadurch, dass man vom Erhalt irgendwelcher Dokumente berichtet, ist ein alter literarischer Topos. Er hat manchmal schon etwas Abgedroschenes, weil man als Leser weiß, dass man den Bekundungen nicht glauben mag, alles Erzählte sei gefunden, aber nicht erfunden.… Zum Weiterlesen

Axel Milberg: Düsternbrook

Hey, der traut sich was. Das war der spontane Gedanke, der mir in den Kopf schoss, als ich zum ersten Mal auf den Titel aufmerksam wurde. Die Assoziation, auf der sich dieser Gedanke gründete, war aber völlig unbegründet: Düsternbrook – Buddenbrooks. Aus dem lautlichen Gleichklang des jeweils zweiten Wortteils einen kalkulierten Zusammenhang abzuleiten, ist bei näherem Hinsehen Quatsch.… Zum Weiterlesen

Matthias Brandt: Blackbird

Blackbird singing in the dead of night
Take these broken wings and learn to fly
All your life
You were only waiting for this moment to arise


Blackbird singing in the dead of night
Take these sunken eyes and learn to see
All your life
You were only waiting for this moment to be free

Blackbird fly, blackbird fly
into the light of a dark black night.… Zum Weiterlesen

Ian McEwan: Maschinen wie ich

Zwischen 2012 und 2015 produzierte die schwedische Fernsehanstalt SVT zwei Staffeln einer Serie, die unter dem Titel „Real Humans“ auch international durchaus erfolgreich war. Im deutschen Fernsehen lief sie bei Arte. In insgesamt 20 Folgen leuchtet die Serie, die in einer nahen Zukunft in einer schwedischen Kleinstadt spielt , mit viel erzählerischer Geduld und unter weitgehendem Verzicht auf reißerische Effekte die Frage aus, was passiert, wenn Mensch und menschenähnliche Roboter ihren Alltag miteinander teilen.… Zum Weiterlesen

Iwan-Michelangelo D’Aprile: Fontane – kurz gefasst

d'Aprile, FontaneAnders denn als großen Wurf kann man d’Apriles Biographie des großen Schriftstellers kaum bezeichnen. Das gilt erst recht, wenn man sie vergleicht mit Regina Dieterles voluminösem Fontane-Buch. Dort eine an eine Personen und Personenverhältnisse orientierte Darstellung, die sich in der Fülle des Kleinteiligen immer wieder zu verlieren droht, hier die Beschränkung auf die Schriftstellerbiographie, die eingebettet wird in die politischen, sozialen und okönomischen Entwicklungen des 19.… Zum Weiterlesen

Martin Walser: Ein fliehendes Pferd

Sitzt man an einem der Außentische eines der zahlreichen Cafés an der Überlinger Seepromenade, gleich dort am Rand, wo sich die Jogger, Flaneure, Touristen vorbei bewegen, und beginnt, Martin Walsers Novelle Ein fliehendes Pferd zu lesen, so kann man sich das Aufschauen sparen. Der Blick ins Buch sieht mehr, Genaueres, und das beiläufig.… Zum Weiterlesen

Peggy Mädler: Wohin wir gehen

Der Zug fährt am See entlang, am Ufer schaukeln Boote. Kristine versucht sich den Sommer vorzustellen, sie stellt sich Almut in einem sonnenbeschienenen Kirchmöser vor und sieht in der Scheibe Ellis Gesicht.

Jetzt bist du der Mensch, der mich am längsten kennt, sagt das Gesicht in der Scheibe, und ist dabei voller Regentropfen.

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Brigitte Glaser: Rheinblick

Glaser, Rheinblick

Wer vom Drachenfels aus im Frühdunst Richtung Nordnordwest auf die rheinische Tiefebene blickt, wird nicht immer den Eindruck abstreifen können, da wabere, wie im Beitragsbild, noch etwas ganz anderes den Steilhang hoch als das durch den Lichteinfall gebrochene kondensierte Wasser in der Luft. Etwas, das weniger den Gesetzen der Meteorologie als mehr noch jenen Umtrieben geschuldet ist, die menschengemacht sind.… Zum Weiterlesen

Christoph Hein: Gegenlauschangriff

Ob die Sammlung von insgesamt 28 kurzen Texten, die unter der Gattungsbezeichnung „Anekdoten“ zusammengestellt wurden, tatsächlich Christophs Heins „persönlichstes Buch“ sind, wie der Ankündigungstext auf dem Deckelrücken behauptet, sei einmal dahingestellt. Sein autobiographischstes Buch – man möge nachsichtig umgehen mit diesem sprachlich schrägen Superlativ – ist es allemal. Hein hat zwar schon immer bereitwillig Auskunft gegeben über seine eigene Lebensgeschichte und den darin eingebetteten Ereignissen und Erfahrungen.… Zum Weiterlesen

Sy Montgomery: Einfach Mensch sein. Von Tieren lernen – kurz gefasst

Der Untertitel der Originalausgabe ist durchaus doppelsinnig: „A Memoir in Thirteen Animals“. Sy Montgomerys Buch ist sowohl Lebensbericht wie auch Denkschrift. Die Naturforscherin und Erfolgsautorin erzählt in Episoden von ihrer Begegnung mit Tieren ganz unterschiedlicher Art und aus ganz unterschiedlichen Phasen ihres eigenen Lebens. So erfährt der Leser nicht nur etwas über die Hündin Molly in Montgomerys Kindheit, sondern ebenso über den Hermlin im Hühnerstall wie über Hausschweine, australische Emus, tropische Spinnen oder Baumkängerus in Papua-Neuginea und eine Reihe anderer Tiere.… Zum Weiterlesen