Daniel Kehlmann: Du hättest gehen sollen
Kehlmanns kurze Erzählung Du hättest gehen sollen hat, glaubt man der Paginierung, 95 Seiten. Der Text endet aber schon vier Seiten vorher mit der dritten Zeile: "Und dabei bin ich…
Kehlmanns kurze Erzählung Du hättest gehen sollen hat, glaubt man der Paginierung, 95 Seiten. Der Text endet aber schon vier Seiten vorher mit der dritten Zeile: "Und dabei bin ich…
1975 war ich vierzehn Jahre alt. SIcherlich beseelt von einigen pubertären Verblendungen, die ich ziemlich erfolgreich verdrängt habe. Aber ich bilde mir ein, mich doch einigermaßen wach durch die sich…
Josef K. lebt. Er wohnt in Stockholm und arbeitet in einer Behörde, irgendwo im vierten Stock eines offenschtlich tristen Verwaltungsgebäudes aus rotem Backstein. Er ist, wie man es von Josef…
Der Dichter denkt über das Chaos der Erfahrung nach, über die Konfusion des Zufalls, die unfassbaren Bereiche des Möglichen - womit nichts anderes gesagt ist, als dass er über die…
Es gibt noch einige nicht ins Deutsche übersetzte Texte von Henning Mankell - vor allem Dramen, Jugendbücher und einige wenige Romane -, denen sich der Zsolnay Verlag hoffentlich noch annehmen…
Immer soll es eine Antwort geben am Ende des Lebens, aber es gibt keine. Es ist eine kleinbürgerliche Vorstellung, dass sich etwas vollenden solle, ein feines Kneifen vor der Macht…
Ein merkwürdiger Romantitel. Er spricht jemanden direkt an, ohne dass man wissen könnte, wen. Vielleicht sogar den Leser selbst? Er fordert auf, ohne zu sagen, wozu. Zum Zuhören? Zum Erzählen?…
Eine Binsenweisheit: Man liest nie voraussetzungslos. Auszuschließen ist deshalb auch nicht, dass derlei Voraussetzungen im wesentlichen Maße nicht nur den Eindruck, sondern auch das Urteil über das Gelesene prägen. Das…
Die Beschäftigung mit Verschwundenen - das ist, um es etwas flappsig auszudrücken, Friedrich Anis Ding. Er versteht es, daraus ebenso anspruchsvolle wie spannende Kriminalhandlungen zu entwickeln und zugleich zerrüttete Lebenszusammenhänge…
Der Berliner Literaturwissenschaftler und Publizist Walter Delabar schilderte kürzlich die Beobachtung, dass das Krimi-Genre von einer "Empfehlungswelle" geradezu überschwenmmt werde, während eine, auch den Verriss nicht scheuende Literaturkritik weitgehend fehle.…
Im Regelfall bin ich nicht verlegen, eine eindeutige Gefallensäußerung oder ein Urteil über einen literarischen Text zu formulieren. Bei Juli Zehs Unterleuten tue ich mich aber, das muss ich gestehen,…
Die Pietà ist in der christlichen Bildkunst das Sujet, das am intensivsten den Schmerz und die Trauer der Mutter verkörpert, die ihr verstorbenes Kind beweint. Bis in mittelalterliche Vesperbilder zurückreichend…
Nicht umsonst prägen die Farben Blau und Gelb, die Nationalfarben Schwedens, den Umschlag. Es zeigt ein Rapsfeld in voller Blüte. Die Kameraperspektive suggeriert dem Betrachter einen harten Übergang zwischen…
Der Titel ist Programm: Jetzt die Gegend damals. Jürgen Becker beweist in seinem letztes Jahr im August erschienenen Roman ein ausgesprochen sensibles Auge für die "Gegend". Gegend ist all das,…
Erst am Ende gibt Michael Köhlmeier die bis dahin weitgehend durchgehaltene Erzählperspektive auf, wird auktorial und appelliert an den Leser: Wenn es wahr ist, dass an Gottes rechter Seite sein…