Hey, der traut sich was. Das war der spontane Gedanke, der mir in den Kopf schoss, als ich zum ersten Mal auf den Titel aufmerksam wurde. Die Assoziation, auf der sich dieser Gedanke gründete, war aber völlig unbegründet: Düsternbrook – Buddenbrooks. Aus dem lautlichen Gleichklang des jeweils zweiten Wortteils einen kalkulierten Zusammenhang abzuleiten, ist bei näherem Hinsehen Quatsch.…
Schlagwort: Kindheit
Ketil Bjørnstad: Emma oder Das Ende der Welt
Gleich zwei norwegische Romane, die in diesem Jahr mit zeitlicher Verzögerung auf Deutsch erschienen, haben einen Verlagslektor als Hauptfigur. Jan Kjærstads Das Norman Areal (Norwegen 2011) erzählt vom Verhältnis von Lesen und Liebe, Ketil Bjørnstads Emma oder Das Ende der Welt (Norwegen 2012) vom Umgang mit unsagbarem Unglück und Trauer.…
Emmanuelle Pirotte: Heute leben wir
Ein Begleiter des Euregio-Schüler-Literaturpreises von Beginn an bin ich nicht, aber ich verfolge ihn seit Jahren, meist lesend, ab und an auch Veranstaltungen besuchend. Unter den zahlreichen und durchweg sinnvollen Literaturpreisen in unserem Land ist er mir letztlich der liebste. Nicht einmal in erster Linie, weil er den regionalen Bezug zu meinem Lebensraum, zu meiner Heimat hat, sondern weil er von Schülerinnen und Schülern vergeben wird.…
Stephan Lohse: Ein fauler Gott
Es sei seinem Gehirn „wurscht“, ob er etwas erfinde oder erinnere, es fühle sich gleich an. So kommentiert Stephan Lohse die Frage nach dem tatsächlichen oder vermeintlichen Unterschied zwischen Erfindung und Erinnerung. Wem diese Unterscheidung gleichgültig ist, der schreibt keine Sachbücher, der schreibt auch keine (Auto-)Biographien, der verfasst Literatur. Im Falle von Stephan Lohses Debütroman „Ein fauler Gott“ ist das ein Glücksfall.…
ein altes Weihnachtsgedicht
Wer kennt Dorothea Seelhorst? Sollte jemand nicht abwinken, wäre das reiner Zufall. Dorothea Seelhorst war in den Jahren 1965 bis 1970 die verantwortliche Redakteurin der legendären Weihnachtshefte von Tchibo. Diese Hefte, die damals den Kunden kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, erzielen heute auf Tauschbörsen und in Antiquariaten erstaunliche Preise. Ich weiß noch, ich habe sie als Kind geliebt, habe meine Mutter in der Vorweihnachtszeit geradezu angebettelt, ja daran zu denken, wieder ein solches Heft mitzubringen.…
Zehn Fragen zu Büchern Erinnerungen an vergangene und zukünftige Lektüren
Birgit Böllinger hat auf ihrem wunderbaren Literaturblog Sätze & Schätze zehn Fragen zu Büchern gestellt und darauf schon zahlreiche Rückmeldungen erhalten. Ich mag solche Umfragen, weil sie auffordern, über das eigene Lesen nachzudenken. Es sind klar und einfach formulierte Fragen, deren Beantwortung beim genaueren Nachdenken gar nicht so einfach und klar ist.…
Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt
Die Beschäftigung mit Verschwundenen – das ist, um es etwas flappsig auszudrücken, Friedrich Anis Ding. Er versteht es, daraus ebenso anspruchsvolle wie spannende Kriminalhandlungen zu entwickeln und zugleich zerrüttete Lebenszusammenhänge und gesellschaftliche Fehlentwicklungen ins Tageslicht zu rücken. So, dass man hinschauen kann, ja hinschauen muss.
Ein solch Verschwundener ist auch Ludwig Dragomir.…