Dominique Paravel: DIe Schönheit des Kreisverkehrs

Paravel, Kreisverkehr

Giratoire – Kreisverkehr. Dessen vermeintliche „Schönheit“, auf die der deutschsprachige Titel hinweist, spielt im Originaltitel keine Rolle und wird durch diesen Verzicht der Romanhandlung in höherem Maße gerecht als die Adaption. Der Titel Die Schönheit des Kreisverkehrs suggeriert eine ästhetische Erfahrung, die die beiden Hauptfiguren nicht erleben – und der Leser auch nicht. Das spricht … Weiterlesen

Christoph Ransmayr: Cox oder Der Lauf der Zeit

Ransmayr, Cox

Rund 300 Seiten, gelesen in mehr als zwei Wochen, im Durchschnitt also kaum mehr als 15 Seiten pro Tag. Dazu meistens auch erst abends, zum größten Teil im Bett, müde, vor allen Dingen dann, wenn die Augen zuzufallen drohen, kaum noch konzentriert. Details werden dann nur noch verschwommen wahrgenommen, ab und an ist es sogar … Weiterlesen

Jonas Lüscher: Kraft

Lüscher, Kraft

Botho von Rienäcker, Diederich Heßling, Hans Castorp, Hans Schnier, Anselm Kristlein, Gesine Cresspahl oder auch Michael Berg – man muss diese Namen nur langsam aussprechen, dabei ein wenig den eigenen Gesichtsmuskeln nachspüren und schon entsteht eine Vorstellung, wie jemand aussieht, der so heißt. Mit dem Namen entsteht ein Bild, das da ist, bevor man im … Weiterlesen

Christoph Hein: Trutz

Hein, Trutz

Christoph Hein gilt als „Chronist ohne Botschaft“. Diese Charakterisierung begleitet ihn seit Anfang der 90er Jahre und ist so fest mit ihm verbunden, dass immer wieder angenommen wurde, es handele sich dabei um eine Selbstbeschreibung Heins als Autor. Man hält sie für eine literaturästhetische Grundorientierung seines Schreibens, die sich bis in seine aktuellen Romane hinein … Weiterlesen

Stephan Lohse: Ein fauler Gott

Lohese, fauler Gott

Es sei seinem Gehirn „wurscht“, ob er etwas erfinde oder erinnere, es fühle sich gleich an. So kommentiert Stephan Lohse die Frage nach dem tatsächlichen oder vermeintlichen Unterschied zwischen Erfindung und Erinnerung. Wem diese Unterscheidung gleichgültig ist, der schreibt keine Sachbücher, der schreibt auch keine (Auto-)Biographien, der verfasst Literatur. Im Falle von Stephan Lohses Debütroman … Weiterlesen

Laurent Binet: Die siebte Sprachfunktion

Binet, Sprachfunktion

Verbürgt ist der Unfalltod Roland Barthes‘. Am 25. Februar 1980 war der Schriftsteller und Intellektuelle von einem Kleintransporter überfahren worden und starb einen Monat später an den Folgen seiner schweren Verletzungen. Fiktion ist die Annahme, er habe das Manuskript eines Textes zu einer siebten Sprachfunktion  dabei gehabt, das nun verschwunden ist. Roland Barthes sei, so … Weiterlesen

Jean-Christophe Rufin: Das rote Halsband

Rufin, Halsband

Der 1. Weltkrieg ist seit zwei Jahren vorbei. Wir befinden uns in einer französische Kleinstadt, die reichlich südliches Flair ausstrahlt. Auf den großen Platz mitten in der Stadt lastet eine drückende Hitze, ein Platz, der auf der einen Seite von typischen städtischen Gebäuden, auf der anderen Seite von einer Kaserne eingefasst wird. Diese Kaserne war … Weiterlesen

Martin Walser: Statt etwas oder Der letzte Rank

Walser, der letzte Rank

Wenn du selber nur noch die Wahrheit sagen kannst, bist du unter Menschen nicht mehr möglich. Wenn man dem Strom der literaturkritischen Kommentare folgt und Martin Walsers Roman Statt etwas oder Der letzte Rank, will man ihn denn noch als Roman bezeichnen, als Schlüsseltext liest für die biographischen Zusammenhänge, die man zu erkennen glaubt, dann … Weiterlesen

Volker Kutscher: Der nasse Fisch Der Schenkerin und dem Kaffeehaussitzer zum Dank

Volker Kutscher, Der nasse Fisch

Wer ist Gereon Rath? Bevor ich Uwe Kalkowskis Besprechung zu Volker Kutschers 6. Gereon-Rath-Krimi Lunapark (2016) gelesen hatte, hätte ich bei dieser Frage abwinken müssen. Ich hatte auch frühere Besprechungen des Kaffeehaussitzers zu dieser Krimi-Reihe und sein Interview mit dem Autor nicht wahrgenommen. Es war mir entgangen, leider. Durch den Lunapark-Beitrag aber geriet Volker Kutscher in … Weiterlesen

Saša Stanišiċ: Fallensteller

Sasa Stanisic, Fallensteller

Vielen Schriftstellern begegnet man derzeit nicht, die behaupten können, sie fänden mit ihrer Arbeit umfassende oder zumindest sehr, sehr weitreichende allgemeine Zustimmung. Daniel Kehlmann schien vor Jahren einmal everybody’s darling werden zu können, doch die Zeiten sind vorbei. Ganz unbeteiligt war er an dieser Entwicklung nicht; unglücklich ist er darüber wohl auch nicht. Saša Stanišić … Weiterlesen

Adriaan van Dis: Das verborgene Leben meiner Mutter

Adriaan van Dis

Eigene Lebenszusammenhänge anzudeuten und damit in Beiträgen zu argumentieren, geht immer ein Zögern voraus, eine Verunsicherung, ob man das, was man indirekt über sich selbst sagt, auch wirklich öffentlich machen will. Wenn ich über Adriaan van Dis schreibe oder genauer: über die beiden Romane von ihm, die ich kenne, dann liegen solche persönlichen Zusammenhänge aber … Weiterlesen

Ian McEwan: Nussschale

McEwan, Nussschale

Ein Embryo als bürgerlicher Intellektueller? Oder doch eher ein bürgerlicher Intellektueller als Embryo? In einem Punkt lässt der Ich-Erzähler überhaupt keinen Zweifel: Er sieht sich in der Nachfolge Hamlets, des Dänenprinzen. Schon das Motto des Romans, in dem McEwan aus dem Shakespeare-Drama zitiert, lässt daran keine Zweifel: Oh Gott, ich könnte in eine Nussschale eingesperrt … Weiterlesen

Daniel Kehlmann: Du hättest gehen sollen

Kehlmann, Du hättest gehen sollen

Kehlmanns kurze Erzählung Du hättest gehen sollen hat, glaubt man der Paginierung, 95 Seiten. Der Text endet aber schon vier Seiten vorher mit der dritten Zeile: „Und dabei bin ich erst ganz am“. „Anfang“ wollte der Ich-Erzähler wohl noch in sein Notizbuch schreiben, ist aber nicht dazu gekommen, warum auch immer. Man ist erleichtert als … Weiterlesen

Eugen Ruge: Follower

Eugen Ruge: Follower

1975 war ich vierzehn Jahre alt. SIcherlich beseelt von einigen pubertären Verblendungen, die ich ziemlich erfolgreich verdrängt habe. Aber ich bilde mir ein, mich doch einigermaßen wach durch die sich immer mehr erweiternden Weltläufte bewegt und von dem, was mich umgab, doch das Eine oder Andere mitbekommen zu haben. Ich erinnere mich nicht nur daran, … Weiterlesen

Jonas Karlsson: Das Zimmer

Jonas Karlsson: Das Zimmer

Josef K. lebt. Er wohnt in Stockholm und arbeitet in einer Behörde, irgendwo im vierten Stock eines offenschtlich tristen Verwaltungsgebäudes aus rotem Backstein. Er ist, wie man es von Josef K. erwartet, fleißig, sorgfältig, genau. Er hat, wer will es ihm verübeln, Aufstiegsambitionen. Er ist nicht gewillt, alles mit sich machen zu lassen, nein, er … Weiterlesen