Prosa

Beiträge zur aktuellen Prosa

Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt

Die Beschäftigung mit Verschwundenen – das ist, um es etwas flappsig auszudrücken, Friedrich Anis Ding. Er versteht es, daraus ebenso anspruchsvolle wie spannende Kriminalhandlungen zu entwickeln und zugleich zerrüttete Lebenszusammenhänge und gesellschaftliche Fehlentwicklungen ins Tageslicht zu rücken. So, dass man hinschauen kann, ja hinschauen muss. Ein solch Verschwundener ist auch Ludwig Dragomir. Das Besondere und […]

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Zander, Der Bruder

Joakim Zander: Der Bruder

Der Berliner Literaturwissenschaftler und Publizist Walter Delabar schilderte kürzlich die Beobachtung, dass das Krimi-Genre von einer „Empfehlungswelle“ geradezu überschwenmmt werde, während eine, auch den Verriss nicht scheuende Literaturkritik weitgehend fehle. Leseempfehlungen würden begründet mit aktueller gesellschaftlicher und politischer Relevanz; stilistische und konzeptionelle Mängel blieben dem gegenüber unerwähnt oder unberücksichtigt. Joakim Zanders neuer Roman Der Bruder,

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Treichel, Tagesanbruch

Hans-Ulrich Treichel: Tagesanbruch

Die Pietà ist in der christlichen Bildkunst das Sujet, das am intensivsten den Schmerz und die Trauer der Mutter verkörpert, die ihr verstorbenes Kind beweint. Bis in mittelalterliche Vesperbilder zurückreichend ist der Aufbau der Bilder und Skulpturen nahezu identisch. Der verstorbene, gerade von Kreuz genommene Christus wird in den Schoß der Mutter gelegt oder liegt

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Jürgen Becker Gegend

Jürgen Becker: Jetzt die Gegend damals

Der Titel ist Programm: Jetzt die Gegend damals. Jürgen Becker beweist in seinem letztes Jahr im August erschienenen Roman ein ausgesprochen sensibles Auge für die „Gegend“. Gegend ist all das, was ihn umgibt, vor allem aber Landschaften, Siedlungsformationen am Rande der Stadt und auf dem Land und natürlich die Menschen und Tiere, die sich in

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Michael Köhlmeier: Das Mädchen mit dem Fingerhut

Erst am Ende gibt Michael Köhlmeier die bis dahin weitgehend durchgehaltene Erzählperspektive auf, wird auktorial und appelliert an den Leser: Wenn es wahr ist, dass an Gottes rechter Seite sein Liebling steht, bei allem, was er tut, was er pflanzt und segnet, wenn das wahr ist, so hör die Schritte, die kleinen, die großen, das

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Hans Platzgumer: Am Rand

HITOTSU – das ist das erste Wort der fünf Grundregeln des Karate. In diesen sogenannten Dōjōkuns verbirgt sich fast die gesamte Ethik des ostasiatischen Kampfsports; sie betonen gerade nicht das Kämpferische, sondern Respekt, Disziplin und Charakterstärke. HITOTSU bedeutet in diesem Zusammenhang so viel wie „erstens“ und signalisiert, dass alles gleich wichtig ist. HITOTSU – so

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Christoph Hein: Glückskind mit Vater

„Am Anfang war eine Landschaft.“ So begann die Novelle Der fremde Freund, die 1982 Christoph Hein zum literarischen Durchbruch verhalf. So könnte auch sein neuer Roman Glückskind mit Vater beginnen. Denn auch hier betritt der Leser gemeinsam mit einem Ich-Erzähler ein durch Menschenhand geformtes Naturareal, ein aufgeforstetes Birkenwäldchen, das wiederum vollkommen umschlossen ist von einem

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Dierk Wolters: Die Hundertfünfundzwanzigtausend-Euro-Frage

Ja, genau. Der Gedanke, der Ihnen beim Titel des Buches gleich in den Sinn gekommen ist, ist vollkommen richtig. Die erzählte Geschichte nimmt ihren Ausgangspunkt in Günther Jauchs „Wer wird Millionär“. Dierk Wolters – er ist im Übrigen Kulturredakteur bei der Frankfurter Neuen Presse – hat irgendwo erwähnt, ihn habe die Situation, in die sich

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Martin Walser: Ein sterbender Mann

Ich widerspreche! In seinem persönlich an Martin Walser adressierten, aber natürlich eigentlich an seine Leserinnen und Leser gerichteten  Rezensionsbrief rechnete Tobias Nazemi ziemlich harsch mit Walsers aktuellem Roman Ein sterbender Mann ab. Die seinerseits gewählte Form des Leserbriefs kam offensichtlich gut an und fand reichlich Resonanz. Die Besprechung hatte vieles, was man sich wünscht: sie

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Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

Während sich am Ende des letzten Jahres der dritte Teil seines Erinnerungsprojekts „Alle Toten fliegen hoch“ mit dem Titel Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke in den oberen Plätzen der verschiedenen Bestsellerlisten etablierte, habe ich Joachim Meyerhoffs zweiten Roman dieses Zyklusses gelesen. Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war erschien 2013 und

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